Trauer um Peter Patzak

Peter Patzak (c) Hertha Hurnaus

Der große österreichische Filmemacher, Maler und Autor Peter Patzak ist in der Nacht des 11. März 2021 im Krankenhaus in Krems verstorben. Unerwartet wurde der vielseitige Künstler aus einem Leben voller Pläne gerissen – nach einem Jahr, in dem er seinen 75. Geburtstag gefeiert und fulminante Belege seiner ungebremsten Schaffenskraft geboten hatte. Drei Ausstellungen präsentierten sein bildnerisches Werk, erst kürzlich erschien sein Roman „Wo bitte wohnt Herr Friedrich Engels? Oder: Mein 1955-Film“.

Im Podiumsgespräch im September 2020 an der Donau-Universität Krems erinnerte sich Peter Patzak an wichtige Stationen seines Lebens: An die Anfänge als junger Filmemacher in New York, seine Rückkehr nach Österreich und sein Beharren darauf, trotzdem in der internationalen Filmszene präsent zu sein; er erinnerte sich an seine Freundschaft mit Helmut Zenker, die zum filmischen Meilenstein „Kassbach“ (1979), aber auch der legendären Fernsehserie „Kottan ermittelt“ führte. Sein filmisches Werk war immer mit einer gesellschaftskritischen Positionierung verbunden. Er war darin geübt, sich im Gegenwind zu behaupten und legte auch als Professor für Regie an der Wiener Filmakademie Wert darauf, den Eigensinn seiner Studierenden zu stärken: „Nützt die Zeit, um eure Sprache zu finden, um eure Ideen zu realisieren und vermeidet jegliche Form der Anbiederung!“, gab er seinen Studierenden mit auf den Weg.

Seit 2018 bereichert Patzaks umfangreicher Vorlass die Sammlung des Archivs der Zeitgenossen an der Donau-Universität Krems. Es bildet den Grundstein für die Sparte Film. Sein offener und herzlicher Umgang sowie seine Kommunikationsbereitschaft bereicherten auch die Archivarbeit. Ihn persönlich zu befragen, wird nun nicht mehr möglich sein. Umso wichtiger ist es, die Dokumente seines künstlerischen Schaffens für die Zukunft im Archiv zu bewahren und als Quellen zugänglich zu machen.

Wenn man versucht, Patzaks künstlerische Leistungen im Gesamten aufzuzählen, erscheint es kaum vorstellbar, dass dies alles in einem Leben Platz haben konnte. Peter Patzak wurde 1945 in Wien geboren. Nach dem Studium der Psychologie, Kunstgeschichte und Malerei wandte er sich dem Film zu. Von 1968 bis 1970 arbeitete er in New York an Experimental- und Kurzfilmen, nach seiner Rückkehr nach Wien 1972 folgten Spiel- und Fernsehfilme wie „Situation“, „Kassbach“ oder „Wahnfried“. Mit der satirischen Krimiserie „Kottan ermittelt“, die zwischen 1976 und 1983 im ORF ausgestrahlt wurde, schrieb Peter Patzak in Zusammenarbeit mit Helmut Zenker österreichische Fernsehgeschichte. Peter Patzak arbeitete als Regisseur, Produzent sowie Drehbuchautor und etablierte sich als einer der bedeutendsten österreichischen Filmemacher von internationalem Rang.

Über 20 Jahre lehrte er Regie an der Wiener Filmakademie, die er von 2008 bis 2013 leitete. Die bildende Kunst, die sein künstlerischer Ausgangspunkt war, verfolgte Patzak seit den 1960er-Jahren weiter. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen gezeigt, unter anderem in der Schau „Aus dem Archiv der Erinnerung. Gemälde 1980 –2020“ im September 2020 im Kunstforum Wien.

>> Vorlass Peter Patzak am Archiv der Zeitgenossen