Werkstattgespräch "Onkel Präsident"

11.9.2014
Archiv der Zeitgenossen

Komponist und Textdichter Peter Wolf gaben Einblick in Entstehung und Realisation des neuen Werks

Eigentlich wollte Friedrich Cerha keine Oper mehr schreiben, doch als Ergebnis dieses Vorsatzes entstand die Oper „Onkel Präsident“, deren österreichische Erstaufführung am 11. Oktober 2014 in der Volksoper Wien auf dem Programm steht.

Einen Einblick in den Entstehungsprozess und die Realisation des Werkes gaben jetzt der Komponist und sein Librettist Peter Wolf bei einem Werkstattgespräch im Archiv der Zeitgenossen an der Donau-Universität Krems, das vom Chefdramaturg der Volksoper Wien, Christoph Wagner-Trenkwitz, moderiert wurde.

Die Gattung „Komische Oper“ werde von Komponisten schon seit langer Zeit vernachlässigt, sagte Friedrich Cerha, Anreiz für ihn, gemeinsam mit Peter Wolf eine „Musikalische Farce“ auf der Basis von Molnárs Bühnenstück „Eins, zwei drei“ zu schaffen. Die neue Oper Cerhas zeigt die Wandlung des Fahrradboten Josef Powolny zum Spitzenmanager mit Adelsprädikat. Der „Onkel“ Präsident, allmächtiger Chef eines Stahlkonzerns, zieht die Fäden, um einen präsentablen Ehemann für die Millionenerbin Melody Moneymaker zu erfinden. Dass sich in viel bissige Ironie verpackte Parallelen  auf den neoliberalen Finanz-Wahnsinn, Geldgier und Renommiersucht unserer Tage finden, stellten weder der Komponist noch der Textdichter in Abrede. Eingerahmt wird die turbulente Handlung von der Zwiesprache des Präsidenten mit einem bejahrten Komponisten über Sinn und Unsinn der Oper. Die Partitur, so der 87jährige Komponist im Gespräch, sei mit allerlei mitunter versteckten Zitaten „gewürzt“, etwa aus Verdis Fallstaff.  Onkel Präsident,  nach „Der Riese vom Steinfeld“ (2002) Cerhas vierte Oper, entstand als Auftragswerk  des Bayerischen Staatstheaters am Gärtnerplatz und wurde im Juni 2013 in Kooperation mit der Volksoper Wien in München uraufgeführt.

Photos
Christoph Wagner-Trenkwitz, Gundula Wilscher, Friedrich Cerha, Peter Wolf, Christine Grond
Gundula Wilscher, Peter Wolf, Friedrich Cerha, Christoph Wagner-Trenkwitz
Peter Wolf, Friedrich Cerha, Christoph Wagner-Trenkwitz
Werkstattgespräch Onkel Präsident